Die Entscheidungen sind längst getroffen. Die Auswirkungen werden erst in den kommenden Monaten und Jahren spürbar sein. Und sie werden sehr weitreichend ausfallen.
Als die Europäische Kommission im November 2022 die PPWR auf den Weg brachte – die Packaging and Packaging Waste Regulation –, geschah dies vor dem Hintergrund der bereits massiv wackelnden europäischen Klimaziele. Im Thema Verpackung erkannte die Kommission völlig zurecht einen starken Hebel im Bemühen um eine ökologische Wirtschaft. Und sie beschloss, die Zügel drastisch anzuziehen und den Druck zu erhöhen.
Es ist, wie der britische Sozialwissenschaftler Gregory Bateson einst meinte: "Das Problem mit der Zukunft ist nicht die Zukunft, sondern die Gegenwart." Pacoon-Geschäftsführer Volker Muche formuliert es ein bisschen konkreter: „Der Druck durch die PPWR wird alte Routinen im Umgang mit Verpackungen extrem herausfordern, sonst wird der “Change” von linearer Wirtschaft zu Kreislaufwirtschaft auch kaum gelingen.“
Das Ziel: Ökologisches Verhalten fördern
Das wesentliche Ziel der PPWR: Hersteller von Verpackungen werden stärker als bisher zu ökologisch verantwortungsvollem Handeln verpflichtet. Ein Ausdruck dafür, dass der Marathon zu einer echten Kreislaufwirtschaft nun einen großen Schritt vorankommen soll.
Time Table: Wie es jetzt weitergeht
Die Entwicklung einer gemeinsamen europäischen Verordnung funktionierte zumindest bis dato nicht ganz reibungslos. Zuletzt haben EU-Kommission, -Rat und -Parlament im so genannten „Trilog“ versucht, ihre teilweise etwas divergierenden Vorstellungen zur Deckung zu bringen. Da hier offenbar ein Kompromiss gelungen ist, dürfte der weitere Fahrplan halten.
Die endgültige PPWR-Verordnung soll noch vor den Wahlen zum Europäischen Parlament im Juni 2024 veröffentlicht werden. 2025 wird demnach die konkrete Umsetzung in den Mitgliedsstaaten beginnen. Sobald dieser Rechtsakt abgeschlossen ist, wird die EU-Verpackungsverordnung das jeweilige nationale Recht ersetzen.
Spätestens, wenn dies geschehen ist, beginnt die Arbeit für Unternehmen: Sie haben mindestens 18 Monate Zeit, um die Änderungen umzusetzen und damit die Ziele der PPWR zum Leben zu erwecken.
Bei Pacoon haben die Vorbereitungen auf die PPWR längst begonnen: „Wir arbeiten bereits jetzt mit Kunden an konkreten Lösungskonzepten und sind tief in unterschiedliche Zielvorgaben eingetaucht, auch wenn noch diverse Aspekte vage formuliert sind. Ein viel zu großer Anteil an Produzenten ist unseren Einschätzungen nach aber noch im “Beobachtungsmodus” oder sogar noch gar nicht im Bilde was durch die PPWR auf ihn zukommt.“, so Muche.
Die EU-Verpackungsverordnung soll übrigens nicht nur für Unternehmen innerhalb der EU gelten, sondern auch für alle anderen, die Verpackungen oder verpackte Waren in einen Mitgliedsstaat einführen.
Welche konkreten Vorschriften kommen auf uns zu?
Die PPWR begnügt sich nicht damit, an Kleinigkeiten zu feilen. Sie wird – wenn sie in der erwarteten Form in Kraft tritt – zu grundlegenden Veränderungen im Sinne der Umwelt führen. Eine Auswahl der wichtigsten Maßnahmen:
Verpackungsabfälle vermeiden
Mit der PPWR kommen konkrete Zielvorgaben zur Reduktion und Vermeidung von Verpackungsabfällen. Im Fokus steht etwa unnötiger Leerraum, was auch bedeutet, dass zum Beispiel der Einsatz von Verpackungen, die absichtlich zu groß dimensioniert sind, um viel Inhalt zu suggerieren, verboten wird. Hersteller, Händler und Importeure werden also dazu verpflichtet, die Verwendung von Verpackungsmaterial nachweislich auf ein Minimum zu beschränken.
„Der Green Deal der EU, der neben vielen anderen Gesetzesänderungen im Kontext von Nachhaltigkeit die treibende Kraft ist, hat auch eine wirtschaftliche Zielkomponente, nämlich Technologie-Entwicklungen in der EU zu fördern, die in Nachhaltigkeit einzahlen. Das sehe ich durch die vielen innovativen und KI-gestützten Technologien, die eine Kreislaufwirtschaft wahr werden lassen, positiv bestätigt.“, sagt Muche.
Recycling von Verpackungsmaterial und erleichtern
Für die Recyclingfähigkeit von Verpackungen werden Mindeststandards eingeführt. Dem können Unternehmen etwa durch Veränderungen des verwendeten Materials ihrer Verpackungslösung gerecht werden.
Den Anteil von Rezyklat erhöhen
Vor allem bei den Kunststoffverpackungen soll der Gebrauch von rezyklierten Materialien deutlich steigen. Die konkreten Zielwerte sind vom Verpackungstyp, der Einsatzart und dem verwendeten Material abhängig. Ausgenommen von dieser Pflicht sind Verpackungen, die kompostierbar sind oder deren Kunststoff-Anteil unter fünf Prozent liegt.
Volker Muche sieht ein ganz klares Ziel dieser Bemühungen: „Mit Kunststoff-Rezyklat Virgin-Kunststoff also fossil basierten Rohstoff zu substituieren ist das konsequente Ziel einer optimalen Kreislaufwirtschaft. Die Anzahl an Parametern, die es hier zu bestimmen, zu beherrschen, zu justieren und zu transferieren gilt, ist gewaltig und nur mit KI zu realisieren.“
Verpackungen kennzeichnen
Die Kennzeichnung von Verpackungen muss künftig Informationen zur Recyclingfähigkeit beinhalten, ebenso Hinweise für die korrekte Entsorgung. Eine Regelung, die in einigen europäischen Ländern auf nationaler Ebene bereits ein Stück weit umgesetzt ist. Die hinzukommenden Kennzeichnungspflichten für Verpackungen sind besonders komplex und bedürfen guter Vorbereitung seitens der Hersteller.
Konformitätserklärungen abgeben
Ein Inhalt der PPWR, der zu besonderem organisatorischem Aufwand führen könnte: Unternehmen werden dazu verpflichtet, umfassende Konformitätserklärungen abzugeben. Darin wird die Erfüllung der Pflichten im Rahmen der PPWR bestätigt.
Bevollmächtigte ernennen
Unternehmen, die ihren Sitz außerhalb der Europäischen Union haben, aber Verpackungen oder verpackte Produkte in einem Mitgliedsstaat vertreiben, müssen einen bevollmächtigten Vertreter oder eine Vertreterin benennen. Diese fungieren als Repräsentant:innen des Unternehmens in Bezug auf die PPWR-Verpflichtungen. Dazu gehört unter anderem auch die die Bereitstellung der Konformitätserklärung.
Pflicht zur Beteiligung an der Finanzierung
Ein wichtiger Gegenstand der Verpackungsverordnung ist die erweiterte Herstellerverantwortung. Die EPR (Extended Producer Responsibility) siehteine finanzielle Beteiligung der Hersteller und Vertreiber von in Verkehr gebrachten Verpackungen vor. Das Geld wird die Kosten für Sammlung, Sortierung und Recycling decken. Gleichzeitig ist die EPR ein Anreiz, ein umweltfreundlicheres Verpackungs-Sortiment zu produzieren oder einzusetzen.
Den Überblick über die Grundpflichten bewahren
Tiefgreifende Veränderungen also. Und sie werden schrittweise und in nicht immer vorhersehbarem Tempo geschehen. Hier den Überblick zu bewahren, ist ebenso schwierig wie notwendig – denn Unternehmen müssen spätestens jetzt Weichen stellen, um bei Eintritt der Gültigkeit der PPWR compliant zu sein. Einen Plan B gibt es hier für sie nicht.
Über die PPWR hinaus erlebt die Welt der Verpackungen auch permanent andere regulatorische Veränderungen. Pacoon unterstützt Sie mit zwei speziellen Services dabei, hier jederzeit up to date zu bleiben.
Das permanente Screening: Regulation Monitoring
Alleine im Jahr 2022 hat die Europäische Union 1.473 Beschlüsse, Verordnungen und Richtlinien umgesetzt, die direkt oder indirekt die Themen Verpackung und Umwelt betreffen. Mit dem Regulation Monitoring Service von Pacoon bleiben Sie jederzeit auf dem Laufenden, welche gesetzlichen Veränderungen auf europäischer und auf nationaler Ebene geschehen. Und welche Pflichten und Rechte damit verbunden sind.
Das Screening ist auf die konkreten Auswirkungen auf Ihr Produktportfolio an Verpackungsmaterial zugeschnitten – der Dienst informiert Sie also nicht nur über kommende Gesetzesänderungen in einzelnen Staaten, sondern gibt auch maßgeschneiderte Empfehlungen für Ihre Verpackungs-Strategie.
Die umfassende Übersicht: Regilabels
Regilabels von Pacoon ist eine umfassende Zusammenfassung der Kennzeichnungspflichten und anderen Verpackungs-Regularien in 30 europäischen Ländern sowie den USA. In Gemeinschaft mit unserem Partner Certify und weiteren Expert:innen haben wir ein pdf-Dokument erstellt, das alle relevanten Informationen zur Registrierung von Verpackungen und Labels in Europa und den USA enthält. Das Dokument ist auf Deutsch und auf Englisch erhältlich und wird alle sechs bis acht Monate aktualisiert.