Seit 2018 ist die gesamte Verpackungsbranche in Bewegung – aufgewühlt durch das neue Verpackungsgesetz. Aber nicht nur die gesetzlichen Anforderungen und Lizenzentgelte treiben die Hersteller:innen und Verpackungsbranche an, auch die verstärkten Forderungen der Verbraucher:innen und des Handels sorgen für Aktivität. Dabei stehen folgende Themen im Fokus:
— Weniger oder am liebsten kein Plastikeinsatz
— Recyclingfähigkeit der eingesetzten Verpackungen
— Einsatz von mehr Rezyklat in den Verpackungen
— Der Einsatz von nachwachsenden Rohstoffen zur Defossilierung
Weniger oder am liebsten kein Plastikeinsatz:
Überall entstehen neue Materiallösungen, die Kunststoffe ersetzen können. Durch die Vermeidung von Plastik erhalten diese Lösungen nun einen starken Aufwind und werfen die gleichen Fragen auf wie die aktuellen Packstoffe: wie können diese Materialien entsorgt bzw. recycelt werden? Wie ist die CO2- oder Ökobilanz? Wie ist der Fußabdruck in der Natur bei nicht sachgerechter Entsorgung und wie sehen die Gesundheitsaspekte aus?
Recyclingfähigkeit von Verpackungen:
Recycling wird von vielen Stakeholdern propagiert, womit der Druck auf die Hersteller:innen hin zu recyclingfähigen Verpackungen wächst. Neben dem Quotenziel durch die deutsche Regierung, steigt aber auch das Bewusstsein, dass eine gute Recyclingfähigkeit meist an der Landesgrenze endet. Recycling bedeutet auch nicht, dass hochwertiges Rezyklat entsteht, das für den Einsatz bei Lebensmitteln oder anderen Produkten geeignet ist. Leider führte das auch häufig zum Einsatz von PET-Rezyklat aus Einwegpfandflaschen. Mit der Folge, dass der bestehende Kreislauf von PET aus Flaschenpfand unterbrochen und das Rezyklat im nächsten Step zur Verbrennung verdammt ist. Zumindest wird sich die Branche dessen immer stärker bewusst.
Rezyklateinsatz für Verpackungen:
Außer dem o.g. rPET aus dem Einwegpfandsystem ist noch kein Rezyklat aus industriellen Recyclingquellen für Lebensmittel zugelassen. Dies ändert sich erst durch ein flächendeckendes, ökologisches Chemisches, Enzymatisches oder Lösemittelbasiertes Recycling. Diese Techniken erlauben eine vergleichbare Qualität von Rohstoffen wie frische Batches (virgin batches) und können auch für Lebensmittel genutzt werden. Neben der Offenheit der Politik für diese Methoden und einem industriellen Recyclingmaßstab ist auch die Rechtsprechung und Zulassung erforderlich.
Einsatz nachwachsender Rohstoffe:
Die Mehrheit denkt bei NaWaRo (nachwachsenden Rohstoffen) in erster Linie an Kunststoffe. Jedoch gibt es viele Lösungen auf Papier- und Faserbasis. Das Thema „Biokunststoff“ wird meist sehr emotional diskutiert, weniger faktenbasiert. Es zeichnet sich ab, dass das Einsatzpotenzial in den kommenden Jahren weiter zunehmen wird. Im Fokus stehen dabei vor allem recyclingfähige Materialien wie PE, PP, PET oder PEF und der Einsatz von Bio-Rohstoffen für Barrieren.
Dazu kommt noch die Bedeutung von Massenbilanzierung von Biomasse, die – sobald sie geregelte Rahmenbedingungen definiert sind – einen Eindruck vermitteln soll, wieviel Anteil von Biomasse in einer Verpackung steckt. Vergleichbar ist dieser Ansatz mit Ökostrom, jedoch durch die Recyclingoptionen von Verpackungen deutlich komplexer.
Aus unserer Sicht wird der Einsatz von Mehrweg- bzw. Reuse-Verpackungen einen starken Einfluss auf die weltweite Abfallproblematik haben. Hier sehen wir einen ganzheitlichen, disruptiven Ansatz des bestehenden Mehrwegsystems, um die Optimierungspotenziale zu heben. Am Ende wird ein einfaches, internationales System für die Verbraucher:innen stehen und eine deutliche Kosten- und Materialeinsparung für die Hersteller:innen.
Verpackungen heute und in Zukunft
Wie für uns die umweltgerechte Verpackung heute aussieht:
Die heutige „nachhaltige“ Verpackung ist eine Zwischenlösung aus den Forderungen „kein/weniger Plastik“, Recycelbarkeit und biologische Abbaubarkeit. Wir sehen vermehrt faserbasierte Verpackungslösungen mit Barrieren. Und Kunststoffe, die besser recycelbar sind. Ob dies dann im Absatzmarkt passiert, ist fraglich. Rezyklateinsatz wird auch stark forciert z.B. mit rPET – das unterbricht aber den geschlossenen Kreislauf Pfand-Einwegflaschen. Also eher ein Facelift der jahrzehntelangen Abfallproblematik weltweit.
Wie kann die umweltgerechte Verpackung morgen aussehen?
Wir sehen drei Trends bis 2030: Faserbasierte Barriere-Verpackungen zumeist als Einweglösungen, die recycelbar und biologisch abbaubar sind. Kunststoff-Packungen, die durch Lösemittel-basiertes, Chemisches, Enzymatisches oder „Plasma-Recycling“ besser wieder zu hochwertigen Rohstoffen verwandelt werden können – ggf. auch mit deutlich größerem Anteil an Biokunststoffen. Und die Nutzung von internationalen Reuse-Verpackungen zur Vermeidung von Abfall. Wir selbst sind Initiatoren eines solchen Reuse-Systems.