1. Kein Überblick über anstehende gesetzliche Veränderungen auf nationaler oder EU-Ebene.
Es macht einen Unterschied, ob ich die existierenden oder künftigen Gesetze kenne und ob ich diese dann für mein Unternehmen auch richtig deute. Jedes einzelne Gesetz für sich hat eine Auswirkung auf das Business. Durch die Kreuz-Implikationen der Gesetze entstehen neue Anforderungen. Zum Beispiel kann die neue EU PPWR (Packaging and Packaging Waste Regulation) die Verwendung eines Kunststoffs als Verpackung reglementieren und ein Unternehmen veranlassen, die Kunststoffverpackung anzupassen. Im gleichen Gesetz können aber auch Vorgaben enthalten sein, dass andere Verpackungsformen und -materialien begünstigt oder forciert werden. Dies kann unter Umständen auch einen grundlegenderen Switch des Verpackungskonzeptes implizieren.
Ein anderes Beispiel: In der Verordnung zur Packungsentsorgung eines bestimmten europäischen Landes wiederum können die Kosten geregelt sein, die verschiedene Materialien und Verpackungskonzepte hervorrufen. Auch diese Verordnungen können ein Umdenken in der Auswahl der Verpackungen herbeiführen. Andere Länder können in der Vorbereitung sein, die EU Tax auf nicht recyclingfähige Verpackungen umzusetzen, was wiederum deutlich höhere Kosten nach sich zieht.
Ab 2025 sind klein - und mittelständische Unternehmen ab einer gewissen Größe dann noch verpflichtet, ihren Nachhaltigkeitsbericht zu erstellen. In diesem Bericht werden auch die Auswirkungen von Verpackungen beinhaltet sein, die diesen in gewissem Maße beeinflussen.
Wenn dann noch die Kommunikation der Nachhaltigkeits-Bestrebungen des Unternehmens auf der Verpackung oder für das Unternehmen nicht sorgfältig genug betrieben wird, droht im schlimmsten Fall eine empfindliche Strafe auf Basis des neuen EU Anti-Greenwashing Gesetzes.
Für viele KMU ist es daher erforderlich, die bestehenden Gesetze und die Trends der nächsten Jahre in der Gesetzgebung zu kennen und für das eigene Business Modell zu berücksichtigen.
Pacoon bietet dafür den Service an, die unterschiedlichen Gesetze zu beobachten und die Auswirkungen für Unternehmen abzuleiten. In Kürze wird Pacoon als zertifizierter Partner auch ein Tool anbieten, um einen zertifizierten Unternehmens-Nachhaltigkeitsbericht nach internationalen Standards auf einfachem Wege zu erstellen.
Das Kompendium REGILABELS® zeigt darüber hinaus die Anforderungen, um die Verpackungsentsorgung in 30 europäischen Ländern plus USA korrekt zu registrieren und zu kennzeichnen.
2. Unterschätzen, wie viel zeitlicher Vorlauf nötig ist.
In einigen Gesetzen und Gesetzesvorhaben wird auch das Verbot des Inverkehrbringens von bestimmten Verpackungen - und damit auch der Produkte - in Erwägung gezogen. Dies wäre für einige Unternehmen auch existenzbedrohend. Daher ist es notwendig, rechtzeitig die geeigneten Alternativen zu entwickeln, zu testen und auf den Markt zu bringen. Dies erfordert in der Regel einige Monate, teilweise auch Jahre - und ist mit einigem Aufwand verbunden: Vorlauf, Tests, Umstellung der Maschinen oder Produktionsabläufe und die Berechnung der CO2- und Kosten-Implikationen für das Unternehmen.
Die meisten Unternehmen kennen aber gar nicht die Tragweite der Auswirkungen, zumal sie sich häufig auf die angestammten Lieferanten verlassen. Neue Lösungen erfordern aber auch neue Lieferanten für Maschinen, Materialien, neue Lagerkapazitäten, die Verfügbarkeit der Ressourcen, Haltbarkeitstests oder Zulassungen und noch viele andere Aspekte. Je länger Unternehmen warten, sich mit einer neuen Lösung zu befassen, umso mehr drängen sich die Anfragen bei den Entwicklungspartnern, was den Zeithorizont weiter verschiebt und eventuell auch die Kosten in die Höhe treibt. Das fehlende Wissen über die Komplexität der Aufgaben und mangelnde Expertise durch den Fachkräftemangel bringen die Unternehmen dann in zusätzliche Bedrängnis.
Daher tun Unternehmen gut daran, den Prozess rechtzeitig zu starten, wenn die Kapazitäten eine kontrollierte Entwicklung zulassen.
3. Ignorieren der vielfältigen Faktoren für eine erfolgreiche Umstellung.
In Zeiten der Krisen und Lieferkettenprobleme zeigt sich, dass Unternehmen heute flexibler sein müssen in ihren Prozessen. Ist das Material morgen genauso verfügbar wie die letzten Monate und Jahre, wie entwickeln sich die Kosten für die gesamte Value Chain, welche Kosten resultieren aus neuen Gesetzen, wie entwickelt sich der CO2-Preis und wie kann ich meinen Footprint deutlich reduzieren? Dazu kommt natürlich: akzeptiert der Verbraucher meine Verpackungslösung und welche Auswirkungen haben neue Konzepte auf meine Produktqualität? Die Themen einer Verpackungsumstellung sind sehr komplex, mit jedem Projekt wächst die Erfahrung und ermöglicht ein Vorhersehen potenzieller Risiken im Prozess.
Unternehmen, die mit wenig Expertise und ohne detaillierte Kenntnis an eine Verpackungsumstellung herangehen, riskieren den Verlust von Entwicklungszeit und Geld. Daher ist es ratsam, sich rechtzeitig Rat und Unterstützung zu holen in Form von Projektmanagement, Konzeptentwicklung, Lieferantenscreening bis hin zur Implementierung in den Abteilungen und einer ganzheitlichen Kostenbetrachtung. In der Regel steht hinter einem gut durchdachten Konzept eine Kosteneinsparung. Eine falsche oder nicht ganzheitliche Betrachtung kann Konzeptansätze im falschen Licht erscheinen lassen - und zur Ablehnung führen, was im Zweifel die falsche Entscheidung war.
4. Ignorieren der Wünsche von Konsument:innen und keine Marktforschung über Präferenzen von Konsumenten.
Kein Unternehmen wird offen eingestehen, dass es die Wünsche von Konsument:innen ignoriert. Aber kennen die Verantwortlichen die Bedürfnisse und Wünsche der Verbraucher:innen wirklich? Derzeit wird viel Druck von Seiten des Handels gemacht, nachhaltigere Verpackungskonzepte zu verwenden - meist jedoch ohne klare Vorgabe, wie ein solches Konzept auszusehen hat. Auch die Gesetzgebung übt Druck auf bestimmte Verpackungssysteme aus, diese zu ändern oder zu verstärken. Wie sehr sind diese Gesetze aber von den Verbraucher:innen auch gewollt, verstanden oder beim Kauf bevorzugt?
Daher ist es wichtig, sich mit den unterschiedlichen Aspekten einer Verpackung und der Akzeptanz bei Konsumt*innen zu befassen. Welche Verpackungskonzepte sind hoch angesehen, welche Materialien haben einen ‘Bonus’, welche Auslobungen werden verstanden oder sind kaufrelevant, wie sollte die Verpackung gestaltet sein, um sofort die gewünschten Assoziationen hervorzurufen?
Pacoon führt seit 2012 wiederholt Verbraucher:innen-Studien zu verschiedenen Nachhaltigkeits-Themen durch und leitet daraus die Dos and Dont`s für die Verpackungskonzeption und die Verpackungsgestaltung ab.
5. Keine Analyse der Verlässlichkeit neuer Produktionspartner.
Derzeit kommen viele neue Materialien und Verpackungskonzepte auf den Markt, viele Startups versuchen, diese positiv zu positionieren. Die Frage, die man sich stellen muss, bevor man sich auf diese Lösungen einlässt: wie verlässlich sind die Lösungen getestet, attestiert, zertifiziert oder unter den für das eigene Unternehmen relevanten Bedingungen tauglich. Das geht bis zu der Frage, wie die Verfügbarkeit und kurzfristige Reaktionszeit bei Bestellungen oder Änderungen sein wird.
Wir haben schon viele neue Materialien gesehen, die eine sehr gute Performance gezeigt haben. Bestehen diese auch die Anforderungen etwa unter tropischen Bedingungen, wie lange sind die Lieferwege, welche Mindestmengen müssen bestellt werden, wie lange kann ich die Materialien vorhalten ohne Qualitätsbeeinträchtigungen, wie konstant ist die Produktqualität? Je größer eine Marke und je höher deren Produktimage ist, umso eher werden die Produktionspartner auf diese Fragen hin geprüft, um Fehler auszuschließen, die hohe Kosten oder Imageverlust bedeuten würden. Kleinere Unternehmen tun sich da etwas leichter, junge Startups springen eher an auf ein neues, emotional positives Material. Kleine Fehler werden dann schneller verziehen, aber wenn die Enttäuschung auf Konsument:innen-Seite zu groß ist, kann das auch schon mal das Aus bedeuten.
Darum stellen wir diese Fragen schon am Anfang einer Entwicklung, um diese Aspekte in die Betrachtung der möglichen Alternativkonzepte mit einfließen zu lassen. Neue Partner müssen nicht zwangsläufig ein hohes Risiko darstellen, aber man sollte das Risiko abschätzen können.