1. Die schwierige Material-Abwägung
Stabile Verpackungen bieten per se eine höhere Barriere, wenn sie richtig konzipiert sind. Aber je nach Konzeption können auch dünne Materialien diese Anforderungen schon erfüllen. Faserbasierte Verpackungen sind meist dicker als dünne Folien, das Material wiegt mehr. Die Tendenz der Produkthersteller geht einerseits zu längerer Haltbarkeit, um flexibler in der Lagerhaltung und Logistik zu sein und neue Märkte in der Ferne besser zu bedienen. Andererseits erfordert das höhere Barrieren der Verpackung und somit komplexere oder festere Verpackungen.
2. Das Hidden Tool: Design
Bei der Konzeption von Lebensmittelverpackungen ist das Produkthandling natürlich wesentlich. Benötige ich einen Wiederverschluss, weil die Produktmenge nicht in einem Zug verzehrt wird? Bei vielen Frischeprodukten ist der Sauerstoff in der Packung wesentlich für den Verfall des Lebensmittels. Das kann durch Gase ein Stück weit kontrolliert werden oder durch ein Vakuum. Beide Optionen erfordern unterschiedliche Materialien. Tiefgekühlte Produkte haben bei langer Haltbarkeit wiederum andere Anforderungen im Vergleich zu Frischeprodukten, denen die Verpackung Rechnung tragen muss. Auch Biere und Weine stellen spezielle Verpackungsanforderungen an Druckstabilität, Dichtigkeit, Kopfraum oder Lichtschutz, die sich auf die Qualität des Produktes auswirken. Im Design ist es daher wichtig, die Anforderungen zu kennen und die Verpackungen daraufhin zu konzipieren.
3. Reif für eine Lösung: die Logistik
Ein Großteil an Lebensmittelverschwendung entsteht durch falsches Handling in der Lieferkette. Temperatur, Reifung, Feuchtigkeit, Sauerstoff und Stickstoff spielen eine große Rolle bei Obst und Gemüse. Kommen die Produkte unreif oder zu reif im Markt an, lässt der Verbraucher diese links liegen und sucht sich die schönsten Exemplare raus. Der Rest wandert dann häufig in den Abfall oder wird im besten Falle noch günstiger verkauft. Das trifft auch auf manche Backwaren zu, wie etwa Toastbrot, das auch kurze Lieferwege aufweist. Viele frische Produkte wie Obst und Gemüse benötigen keine Verpackung für eine längere Haltbarkeit. Aber sie brauchen einen Transportschutz, wie bei Beeren oder anderen sensiblen Sorten. Der prüfende Blick in die Schale, der leichte Fingerdruck bei der Auswahl des reifen Pfirsichs oder der Kiwi sind längst Standard beim Einkauf. Hier können die passenden Transportbehälter – seien sie aus Karton oder Mehrwegkisten – die Qualität vieler Lebensmittel erhalten.
4. Blick ins Labor: Haltbarkeit über Additive
Es wird seit vielen Jahren versucht, über Additive auch aus pflanzlichen Extrakten antibakterielle Zutaten an und in die Packung einzubringen, damit der bakterielle und mikrobielle Befall und somit der Verfall gestoppt oder verzögert werden. Auch mit Nanopartikeln in der Packung wurden viele Versuche gemacht, teils mit antibakterieller Funktion oder zur Reduktion des Sauerstoffgehalts in der Packung, den die Bakterien zum Wachstum benötigen.
5. Blick auf die Packung: Das Frische-Signal
Um dem Wegwerfen der Nahrungsmittel zum Ende des Mindesthaltbarkeitsdatums entgegenzuwirken, werden auch Versuche mit einer photooptischen Erkennung der Lebensmittelqualität durchgeführt. Ziel ist, durch diese optische Erkennung den Verbraucher:innen zu signalisieren, ob das Lebensmittel noch genießbar ist. Somit könnte langfristig auch überlegt werden, auf die Angabe des Mindesthaltbarkeitsdatums zu verzichten. Leider glauben nämlich noch immer viel zu viele Verbraucher:innen, das Mindesthaltbarkeitsdatum bedeutet das Ende der Lebensmittelsicherheit. Dabei gibt es nur die mindestens garantierte Qualitätszeit an.
Andere Versuche mit signalisierenden Labels auf der Verpackung, die ihre Farbe bei ansteigenden Bakterienbefall oder deutlicher Veränderung der Atmosphäre in der Verpackung verändern – gibt es schon seit vielen Jahren. Diese haben sich aber nicht durchgesetzt. Vermutlich, weil der Handel damit befürchtet, dass eine eingeschränkte Lebensmittelqualität sofort sichtbar wäre und die Abschreibungen deutlich zunehmen würden und auch optisch auf die Qualitätsansprüche des Händlers Rückschlüsse erlauben würden.