1. Rohstoffe sind knapp, obwohl Rohstoffe nicht knapp sind
Per se betrifft die Rohstoffknappheit so ziemlich alle Branchen: Papier und Fasern, Kunststoffe sowohl fossil als auch biobasiert, Metalle und Alu, Glas. Dabei geht es nicht immer um den Rohstoff, der knapp ist, sondern um die Verfügbarkeit durch Disruption der Transportwege. Das sieht man auch an den schon deutlich gefallenen Kosten für Container, die sich während der Corona-Pandemie auch schon verzwanzigfacht hatten.
Die Abhängigkeit von China hat sich hier stark niedergeschlagen, sowohl bei den Kosten, als auch in der Zuverlässigkeit der Lieferung durch „Staus“ in und vor den Häfen und Handelsrouten – am Beispiel Suez-Kanal ganz prominent zu sehen.
2. Die Energieverschwendung von gestern ist die Rohstoffknappheit von heute
Ein anderer Aspekt, der auf die Verfügbarkeit der Rohstoffe Auswirkungen hatte, sind die Energiekosten. Manche Produktion ist nicht mehr rentabel, wird teilweise auch nur deswegen aufrechterhalten, damit man nicht schließen muss oder das Runter- und wieder Hochfahren der Produktion sehr langwierig und ebenfalls kostenintensiv ist. Hier macht sich bemerkbar, dass viele Unternehmen in der Vergangenheit zu wenig auf eigene, energiesparende Mittel gesetzt haben oder auch eine eigene regenerative Energieproduktion außer Acht gelassen haben. Hier werden wir sicherlich noch viel Bewegung sehen, wie Unternehmen ihre eigene Energie auf den Dächern und Geländen der Produktionsbetriebe ausbauen werden. Vielleicht werden wir dann auch kleinere Windräder auf Industriegeländen sehen, wenn die gesetzlichen Hürden auch für gemeinsame Nutzung unter Unternehmen beseitigt werden. Regenerative Energie ist günstig zu produzieren und hat einen großen Hebel auf dem Weg, als Unternehmen klimaneutral zu werden.
3. Wenige Lieferanten, viele Probleme
Einige Kunden berichten auch, dass sie das Sourcing von Verpackungen schon regionaler ausrichten, um von den langen Transportwegen unabhängiger zu sein. Oder auch die Lieferantenbeziehungen ausdehnen, um mehr Flexibilität bei Engpässen der Stamm-Lieferanten zu haben. Vereinzelt wurde PACOON auch schon gefragt, ob wir Kontakt zu Lieferanten hätten. Nachdem jahrelang immer der gleiche Pool an Lieferanten bedient wurde, öffnen sich die Unternehmen jetzt stärker.
Einige Lieferanten decken sich auch stärker ein, weil sie mit längerfristigen Lieferungen rechnen. Das erhöht zwar den Nachfragedruck auf dem Markt, aber man bleibt als Unternehmen etwas flexibler.
4. Der Abfall von heute ist der Rohstoff von morgen
Je nach Material sehen wir natürlich auch Entwicklungen, die mittelfristig Druck aus Rohstoffmärkten nehmen könnten. Alternative Faserstoffe wie Gras, Hanf, Silphie oder auch in Asien Reis, Bambus und andere fallen jährlich als Agrarabfall an. Genauso gibt es Rohstoffe, die bei der Produktion von Lebensmitteln anfallen: Kaffee, Tee, Kartoffeln, Kakao, um nur einige zu nennen. Die Aufbereitung dieser Fasern ist sicherlich noch nicht final abgeschlossen, es gibt auch noch einige Fragen, welche Pestizide und somit auch toxische Stoffe darin enthalten sind. Aber es gibt auch schon viele Ideen, wie man mit diesen Fasern umgehen kann und wo sie einzusetzen sind. Auch das Thema Recycling ist damit natürlich noch nicht abschließend geklärt. Aber diese Entwicklung wird Druck aus der Diskussion der Deforestierung nehmen.
5. Konzentration auf weniger Sorten erhöht die Verfügbarkeit
Kurzfristig könnte man überlegen, ob ein Unternehmen seinen Fokus auf die Konzentration auf die gängigsten Papiere und Kartonagen legt. Weniger Vielfalt kann dann heißen, dass diese gängigeren Sorten auch häufiger verfügbar sind bei mehreren Lieferanten. Damit wäre das Sourcing flexibler zu realisieren, vielleicht können auch über höhere Bestellmengen durch diese Bündelung Kostenvorteile erzielt werden.
6. Wir brauchen eine Biokunststoff-Industrie
Analog gilt dies für Biokunststoffe, die jedoch noch auf sehr kleiner Basis im Markt der Kunststoffe repräsentiert sind. Hier braucht es große Produktionsstätten, um diese verschiedenen Rohstoffe in Kunststoffe und Barrierematerialien umzuwandeln. Die Basisarbeit läuft schon lange, es fehlt in der Regel an den Raffinerien, die den industriellen Maßstab der Verfügbarkeit abdecken. Öl für Verpackungen ist per se auch nicht unter dem Aspekt Rohstoffmangel zu sehen, sondern mehr als Teuerung des Rohstoffs durch Preistreiberei im Rahmen der aktuellen Krisen.
7. Schlicht und einfach: Mehrweg
Eine zukünftige Lösung für den Rohstoffmangel werden sicherlich Mehrwegverpackungen darstellen. Im ersten Zuge ist bei Kunststoffen ein Mehrbedarf an Rohstoffen erforderlich, weil die festen Packungen mehr Material erfordern, als leichte, flexible Verpackungen. Das ändert sich jedoch mit der Zahl der Umläufe. Bei Glas wiederum wird der Rohstoffbedarf mit Mehrweg rapide fallen, da kein großer Unterschied von Einweg- zu Mehrwegverpackungen besteht. Damit wird auch der Energiebedarf in Zukunft dramatisch geringer ausfallen in der Produktion, zumindest verglichen mit der Produktionsmenge an Verpackungen, die in Umlauf ist. Es ist ja nicht auszuschließen, dass die Nachfrage hin zu Glas-Mehrwegverpackungen zunehmen könnte.
8. Ein neuer Kreislauf für Metallverpackungen
Ähnlich wie bei Glas wird es sich mit Metallverpackungen verhalten. Hier sehen wir aktuell schon einen verstärkten Einsatz von Metallrezyklaten für Verpackungen. Früher wanderten diese Recyclingmetalle vornehmlich in andere Industrien. Die Bestrebungen gehen jetzt dahin, dass auch Recyclingstoffe wie Alu oder Metalle wieder in Verpackungen eingesetzt werden. Da der Energiebedarf im Recycling nur etwa fünf Prozent des Aufwands bei der Neuherstellung erfordert, ist hier auch eine enorme Einsparung von Energie für Metallverpackungen verbunden. Mit dem Effekt von Mehrwegverpackungen werden auch die Rohstoffe eine geringere Rolle spielen.
Die Krisen sind ein Katalysator der Entwicklungen. Geringerer Einsatz von Rohstoffen in Verpackungen durch Gewichtsreduktion, Mehrwegverpackungen, alternative Rohstoffe, regionale Lieferquellen, regenerative Energien für Produktion und Transport, längere Vorratshaltung sind nicht nur kurz- und mittelfristig Ansätze gegen Krisen und Risiken, sondern werden sich auch langfristig fortsetzen. Was jetzt wie ein Notfallplan wirkt, wird in ein paar Jahren Standard sein.