Es kommt auf den Einzelfall an. Selten ist diese Antwort zutreffender als bei der Frage nach der idealen nachhaltigen Verpackung. Nicht einmal die Position: „Am nachhaltigsten sei es, völlig auf Verpackung zu verzichten“ erweist sich als allgemeingültig. „Ich war 1984 in der Sowjetunion. Dort ist ein großer Teil der Lebensmittel verloren gegangen, weil sie nicht verpackt waren und damit nicht transportiert werden konnten. Ich finde, wir müssten Verpackungen viel mehr feiern“, sagt zum Beispiel Michael Braungart, Professor für Eco-Design an der Leuphana Universität Lüneburg und der Erasmus Universität Rotterdam. Als Entwickler des sogenannten Cradle-to-Cradle-Prinzips ist Braungart einer der Vordenker der zirkulären Ökonomie, in der Waren- und Stoffströme so gelenkt werden, dass am Ende im Sinne von Zero Waste kein Abfall übrig bleibt.
Viele Experten und Expertinnen betonen, dass der Verzicht nicht zwingend eine bessere Ökobilanz bedeutet. So auch Victoria Krauter, Professorin am Fachbereich Verpackungs- und Ressourcenmanagement der FH Campus Wien und Leiterin des Kompetenzzentrums für nachhaltige Verpackungslösungen der Stadt Wien: „Auf der einen Seite verbraucht die Produktion von Verpackung Ressourcen, auf der anderen Seite kann richtig gewählte Verpackung die Ressourcenverschwendung verhindern, weil sie Produkte wie zum Beispiel Lebensmittel vor dem Verderb schützt. Zwischen diesen Polen muss man für jede konkrete Verwendung, für jeden konkreten Fall die richtige Balance finden. Selbst für ein und dasselbe Produkt können, je nach Ausgangslage, unterschiedliche Lösungen sinnvoll sein”.
PACOON-Geschäftsführer Peter Désilets weiß um die Relevanz der jeweiligen Ausgangslage: „Daher beantworte ich die Fragen nach der nachhaltigsten Packung immer mit dem Vergleich, dass auch nicht ein und dasselbe Auto für jeden die beste Lösung ist – ob junger Single, eine 6-köpfige-Familie oder Handwerker:in. So ist die optimale Verpackung immer individuell auf das Unternehmen und seine Nachhaltigkeitsziele, Produktionsbedingungen, Absatzkanäle und -länder unterschiedlich zu bewerten.”