Renew or reuse? Die Frage ist für viele Unternehmen bei der Wahl ihrer Verpackung nicht einfach zu beantworten. Zumindest so viel bleibt aber klar: Reuse bedeutet Wiederbenutzung, ohne dass die Verpackung stofflich aufbereitet wird – eine Lösung also, die in jedem Fall vier von fünf Sternen verdienen würde. Allenfalls noch besser, wäre es nur, auf die Verpackung ganz zu verzichten, wobei das, wie wir in diesem Beitrag gezeigt haben, auch in vielen Fällen nicht funktioniert, insbesondere im stark steigenden Online-Geschäft.
Renew bedeutet hingegen, nicht wiederverwendbare Verpackung durch Design so zu verbessern, dass ihr ökologischer Fußabdruck sinkt – etwa indem man auf nachwachsende Rohstoffe setzt. Auf den ersten Blick erscheint die Priorisierung der beiden Varianten ziemlich eindeutig: Reuse kommt, was den Nachhaltigkeitsaspekt betrifft, ganz offensichtlich vor Renew. Wenn da nicht ein paar Einschränkungen wären. Im B2C-Bereich zum Beispiel die Länge des Transportwegs, bis eine Verpackung wiederbefüllt werden und die Verfügbarkeit bzw. Nicht-Verfügbarkeit von Sammelsystemen. “Im B2B Bereich wiederum haben sich in vielen Bereichen schon Reuse-Verpackungen bzw. -Gebinde etabliert, weil häufig wiederkehrende Abnehmer beliefert werden, bei denen die Behälter relativ einfach gesammelt und rückgeführt werden können. Aktuell gibt es auch eine Europäische Initiative, die diese Großgebinde - auch im Lebensmittelbereich - trackt und über zertifizierte Reinigungs- und Transportwege in Umlauf halten soll” erklärt Peter Désilets.
Sind diese Voraussetzungen gegeben, funktioniert Reuse nicht nur bei der guten alten Bierflasche, sondern zum Beispiel auch bei hochkomplexen Bauteilen in der Automotive-Industrie. Wie groß der positive Einfluss dann sein kann, zeigen zwei Zahlen: Zwar entstehen rund 75 Prozent der CO2-Emissionen, für die der Automobil-Sektor verantwortlich ist, beim Betrieb der Fahrzeuge, fast 20 Prozent verursacht aber alleine die Supply Chain. Diese Zahlen werden in den nächsten Jahren mit der Zunahme von alternativen Antrieben wie Elektro oder Wasserstoff noch deutlich sinken. Wie unterschiedlich diese Aussicht aufgenommen wird, zeigen zwei Aussagen von einem Glas-Netzwerktag im November 2021” führt Peter Désilets an “Während morgens beim Warm-Up die Befürchtung diskutiert wurde, dass der CO2-Preis pro Tonne möglichst nicht über 25 Euro steigen sollte, hörten wir abends die beiläufige Aussage auf unsere Anregung neuer Mehrwegsysteme: ‘wenn in Zukunft die Produktion von Glas CO2-neutral erfolgt, macht es keinen Unterschied mehr, ob wir Einweg oder Mehrweg-Behälter verwenden’. Unterschiedlicher kann die Sichtweise der Zukunft kaum sein.”